Artnet AG – Unternehmensanalyse

Artnet AG – Unternehmensanalyse

Dies ist eine Unternehmensanalyse zur Firma Artnet AG (A1K037), welches ein deutsches Unternehmen in der Kunst- und Technologiebranche ist mit Sitz in Berlin. Alle nachfolgend getätigten Angaben beziehen sich auf das aktuelle Datum der Veröffentlichung und der zu dem Zeitpunkt zugrunde liegenden Informationen. Am 31.03.2021 ist der Geschäftsbericht 2020 veröffentlicht worden.

Kurzporträt der Artnet AG

Das Unternehmen Artnet AG verknüpft die Kunst- mit der Technologiebranche. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin (Artnet AG), London (Artnet UK Ltd.) und New York (Artnet Worldwide Corporation) hat aktuell 120 Mitarbeiter weltweit.

Das Unternehmen wurde 1998 gegründet und ging 1999 erstmals an die Börse.

Die Artnet AG besitzt 100 % Beteiligungen an den beiden oben genannten Tochterunternehmen in London und New York. Die Analyse bezieht immer alle Geschäftsfelder und Tochterunternehmen mit ein.

Das Geschäftsfeld Price Database ist ein Rechercheinstrument zur Erfüllung der Preistransparenz im Kunstmarkt für Interessenten.

Das Geschäftsfeld Galerie-Netzwerk bietet online Galerien. Dem Kunden wird eine Vertriebs- und Marketingmöglichkeit von Galerien im Internet geboten. Dabei bietet Artnet den Kunstliebhaber maßgeschneiderte Mails über Artnet alerts.

Das Geschäftsfeld Werbung (Advertising) umfasst Werbekampagnen für Kunden. Diese werden über Art News und einer Berichterstattung über Internetpräsenzen realisiert.

Das Geschäftsfeld Auctions ist eine provisionsbasierte Plattform für Kunstauktionen auf Artnet Auctions.

Beteiligungen von über 10 % Stimmrechtsanteils an der Artnet AG sind veröffentlichungspflichtig. Die aktuelle Aktionärsstruktur setzt sich wie folgt zusammen:

Entwicklung und Ziele

Eines der wichtigsten unternehmerischen Projekte in der Artnet AG ist das Programm FALCON. Eine Erneuerung der technologischen Infrastruktur, um durch größere Nutzung von Drittanbietern die Flexibilität zu erhöhen. Dabei hat die Artnet AG einen großen Teil der IT-Systeme und Anwendungssoftware in die Google Cloud übertragen. Das Unternehmen benötigt nach eigenen Angaben keine firmeneigenen Netzwerkrechner mehr für die Speicherung und Nutzung eigener Daten und Programme. Damit möchte die Artnet AG eine höhere Anpassungsgeschwindigkeit an technologische Trends schaffen als auch die IT-Security erhöhen.

Einen immateriellen Vermögenswert, welchen sich die Artnet AG im Kunstmarkt über die vergangenen 30 Jahre aufgebaut hat, ist die Preisdatenbank im Auktionsmarkt.

Entwicklung am Kunstmarkt – weltweit

Die Entwicklung 2020 am unbeständigen Kunstmarkt brach in Summe zusammen. Die weltweiten Kunstauktionen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 24 % ab auf 10,1 Mrd. €. Vor allem in den USA (32 % Einbruch) und in Großbritannien (35 % Einbruch). Die Zahlen in Deutschland und Frankreich sind nahezu unverändert. Einzig der chinesische Markt hat die Pandemie weit hinter sich gelassen und hat mit einem Anstieg von 34 % im Jahr 2020 das Auktionsvolumen in den USA überholt.

Die Auktionsmärke USA, China und Großbritannien bilden in Summe einen weltweiten Marktanteil von 80 %.

Weltweit ist die Anzahl der verkauften Kunstwerke um 15 % zurückgegangen und durch die verringerte Nachfrage reduzierte sich der Durchschnittspreis um 14 %.

Einschätzung von Artnet AG

Sammler, die verkaufen wollten, zögerten aufgrund der ökonomischen Ungewissheiten, hochpreisige Kunstwerke anzubieten. Ebenso fanden möglicherweise Käufer den Zeitpunkt für eine Anschaffung ungünstig.

Unternehmenszahlen

Umsatz21,5 Mio. USD
Marktkapitalisiserung61,6 Mio. USD
Gewinn vor Steuern2,0 Mio. USD
Eigenkapital/-quote5,9 Mio. USD/ %
Verbindlichkeiten~8 Mio. USD (kurz + langfristige)
Dividende/-rendite0,00 USD / 0 %
Ausschüttungsquote0 %
Investitionen im Geschäftsjahr1,0 Mio. USD
Stand April 2021 – Zahlen für 2020

Wie in der nachfolgenden Tabelle dargestellt haben wir ein sehr zyklisches Unternehmen. Der Umsatz stieg durchschnittlich um 2 % und das Ergebnis um 22 % seit 2015.

GeschäftsjahrUmsatz / Mio. USDErgebnis vor Steuern / TUSD
202021,62040
201921,84
201821,6819
201720,7746
201619,2745
201519,2671
201418,5-2197
Umsatz und Ergebnis von Artnet Ag ab 2014

Vor 2014 werden die Ergebnisse in € aufgelistet. Es zeigt sich sehr stark, dass das Unternehmen auf dem amerikanischen Markt hauptsächlich aktiv ist und die Betrachtung der Ergebnisse in USD dadurch sinnvoller erscheinen.

Die Ergebnisse in den Geschäftsjahren 2014, 2012, 2010 und 2009 waren von Verlusten geprägt. Besonders die Jahre 2014 (über 2 Mio. USD) und 2012 (über 1,3 Mio. €) fielen mit Ihren hohen Verlusten auf. Das Jahr 2012 war durch Umstrukturierung (Umzug und Schließung von unrentablen Geschäftsmodellen) und hohem Wettbewerb (unter anderem eines Übernahmeversuches) belastet. Im Jahr 2014 hat das Berufsgericht in zweiter Instanz in Frankreich Artnet zu einer Schadensumme von 0,8 Mio. € verdonnert, wegen der Verletzung von Urheberrechten eines Fotografen. Die außerordentliche Belastung und die Verfahrenskosten wirkten sich negativ aus. Das Büro der artnet France ist seit 2012 geschlossen.

Aufgrund des außerordentlichen Ergebnisses in 2020 ist eine aktuelle Bewertung des Unternehmens sehr schwierig. Beziehen wir die Ergebnissteigerung von 22 % mit dem Gewinn je Aktie von 0,39 € im Jahr 2020 in Relation, dann kommen wir auf einen Fair Value nach Peter Lynch von 8,58 €. Der durchschnittliche Gewinn seit 2015 liegt bei 0,20 € – 0,25 €, sodass eine Betrachtung nach Peter Lynch nicht sinnvoll erscheint. Dafür ist der Markt und das Unternehmen zu zyklisch.

Risiken/Chancen und Fazit

Die zwei Kernrisiken, welche Artnet AG immer wieder beschäftigen, sind das Fremdwährungsrisiko und die IT-Schnittstelle. Da die Artnet AG einen großen Teil des Geschäftes in den USA wahrnehmen und die Muttergesellschaft mit Ihren Kosten und Darlehen in Deutschland sitzt, besteht ein konstantes Währungs- sowie mitlaufende Zinsänderungs- und Liquiditätsrisiken und Chancen. Ein weiterer Flaschenhals ist die Website und IT-Infrastruktur. Ein Ausfall, Datenklau oder Virus kann zu immensen Umsatzeinbußen und Folgeschäden im Geschäftsablauf führen. Nichtsdestotrotz war die IT-Infrastruktur der Grund für die solide Aufstellung in der aktuellen Pandemie und dem Bestehen im schwierigen Marktumfeld der Kunstbranche.

Aus meiner Sicht ist die Artnet AG ein interessantes kleines Unternehmen mit Sitz in Deutschland. Es hat sich durch den Standard der Frankfurter Wertpapierbörse verpflichtet quartalsweise Auskünfte zu geben. Das aktuelle Bestehen und erhöhen des Gewinns, wo im westlichen Marktumfeld ein Rückgang von 10-35 % zu verzeichnen ist, ist als starkes Signal zu verstehen. Eine Erholung des britischen und amerikanischen Marktes – ähnlich wie aktuell in China – kämen der Artnet AG stark zugute. Durch den letztens veröffentlichten Geschäftsbericht am 31.03.2020 und der Offenlegung der Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr haben der Aktie neue Höhen beschert. Investoren sollten sich gut überlegen und den Markt sondieren, ob sie zur aktuellen Bewertung an eine Beteiligung an der Artnet AG interessiert sind. Die Historie zeigt, dass wir es hier mit einem sehr zyklischen Wert zu tun haben.

Bernd

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