Ist die Wirtschaft von der Börse entkoppelt?

Ist die Wirtschaft von der Börse entkoppelt?

Ein Investor darf nicht vergessen, dass sich die aktuelle Wirtschaftslage und die Börse sich unterschiedlich verhalten. Natürlich bewegen sich Wirtschaft und Börse langfristig in die gleiche Richtung, jedoch ist der Blick oft von den kurzfristigen Entwicklungen geprägt.

Andrê Kostolany, der bekannte Spekulant und Finanzexperte mit ungarischer Herkunft, hat dafür das anschauliche Bild des Mannes, der mit seinem Hund spazieren geht geprägt. Der Mann stellt hierbei die Wirtschaft dar und der Hund die Börse. Während beide am gleichen Ziel ankommen, läuft der Hund mehrmals vor und zurück, zur Seite oder bleibt gar stehen. Der Hund wird nach dem Spaziergang ein Vielfaches an Strecke zurückgelegt haben.

So kommt es auch an der Börse vor, dass wir bei konjunktureller Schwäche eine Aktien-Hausse erleben können oder umgekehrt bei einer starken wirtschaftlichen Entwicklung mit einer Aktien-Baisse es zu tun haben. Auf diese beiden Phänomene gehe ich ein wenig ein.

Aktien-Baisse trotz Wirtschafts-Boom

Eine Aktien-Baisse, fallende Preise von Aktien, traten in der Vergangenheit schon auf, obwohl die Unternehmen positive Zahlen vermeldet haben. Die Unternehmen vermelden steigende Margen und Gewinne, die Aktienkurse fallen dennoch.

Auf Grund der guten wirtschaftlichen Situation haben die Privaten keine Jobängste und geben wieder stärker ihr Geld aus. Es gibt keinen Grund zu sparen. Auch das Verkaufen von Anlagen ist da zu erkennen.

Für ein Unternehmen bieten sich auch hervorragende Investitionsmöglichkeiten in einem boomenden Markt ergeben. Die Nachfrage am Markt ist groß und eine Ausweitung des Geschäftsmodells verspricht gute Renditen. Um die Investitionen anzustoßen, benötigen die Unternehmen Geld. Dazu verkaufen Sie Unternehmensbeteiligungen, geben neue Aktien oder Anleihen aus.

Da sowohl Private als auch Unternehmen verkaufen, steigt das Angebot am Markt steigt. Das hohe Angebot und der Rückgang der Nachfrage führen zu sinkenden Aktienpreisen.

Ein Beispiel ist Deutschland, welches zwischen 1948 und 1952 ein wahres wirtschaftliches Wunder erlebte. Die ausgewiesene Wirtschaftsleistung verdreifachte sich nahezu in den Jahren. Dennoch profitierte die Börse kaum in jener Zeit.

Aktien-Hausse trotz Wirtschafts-Bust

Eine Aktien-Hausse, steigende Aktienpreise, kann auch bei schlechten wirtschaftlichen Daten vorkommen. Hier dreht sich die Kette von gerade um.

In einer solchen Zeit vermelden Unternehmen Rückgänge von Nachfrage und Margen. Die Unternehmen fangen an zu sparen, um mit der Unsicherheit umzugehen. Wegen des Rückgangs der Nachfrage gibt es keinen Grund für Investitionen. Die Unternehmensgewinne fließen in Aktienrückkäufe und der Begleichung von Krediten. Durch Aktienrückkäufe werden zum Teil die Aktionäre an der Stange gehalten und die Eigenkapitalbilanz aufgebessert.

Auch die Privaten müssen sparen. Die schlechte wirtschaftliche Lage sorgt für Unsicherheit. Die Privaten sparen. Das Geld fließt über Renten, Versicherungen indirekte oder direkt in den Aktienmarkt.

Das heißt, dass sowohl durch die Unternehmen als auch durch die Privaten Aktienkäufe die Nachfrage am Markt groß ist. Diese Nachfrage sorgt für die Aktien-Hausse.

Fazit

Wie schon Kostolany gepredigt hat, es gibt kurzfristig keinen Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Börse. Die Interessen, die Psychologie und der Faktor Geld sind wesentliche Einflussfaktoren für die Börse. Diese Faktoren können aber bei der Wirtschaft andere Vorgänge hervorrufen.

Bernd

    Schreibe einen Kommentar