Compugroup Medical AG – Unternehmensanalyse

Compugroup Medical AG – Unternehmensanalyse

Dies ist eine Unternehmensanalyse zur Firma Compugroup Medical AG (A28890), welches ein deutsches Unternehmen in der Medizin- und Softwarebranche ist mit Sitz in Koblenz. Alle nachfolgend getätigten Angaben beziehen sich auf das aktuelle Datum der Veröffentlichung und der zu dem Zeitpunkt zugrunde liegenden Informationen. Am 25.03.2021 ist der Geschäftsbericht 2020 veröffentlicht worden.

Kurzporträt der Compugroup Medical AG

Das Unternehmen Compugroup Medical AG verknüpft die Medizin- mit der Softwarebranche. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Koblenz. Aktuell ist die Compugroup Medical AG in 19 Ländern mit Standorten vertreten und hat über 113 Beteiligungen (Tochterunternehmen und Teilbeteiligungen), welche hauptsächlich in Koblenz sitzen. Weitere Standorte in Deutschland sind Hamburg, München, Stuttgart, Osnabrück und noch einige mehr. In 19 verschiedenen Ländern ist das Unternehmen aufgestellt, wovon Sie an über 100 Unternehmen mit mindestens 50 % beteiligt sind.

Die Beteiligungen befinden sich hauptsächlich in Nord-, Mittel, Ost- und Südeuropa, sowie in den USA.

Das Unternehmen beschäftigt aktuell 8000 Mitarbeiter weltweit.

Die Gründung war im Jahr 1984 und ist nach Umfirmierungen 2004 an die Börse gegangen. Seit Ende 2019 ist die Compugroup Medical AG im MDAX gelistet.

Niemand soll leiden oder sterben, nur weil irgendwann, irgendwo eine medizinische Information fehlt.

Frank Gotthardt – Gründer

Das Geschäftsfeld Ambulatory Information System (AIS) ist das Kernsegment und beinhaltet Entwicklung und Vertrieb von Praxissoftware für niedergelassene Ärzte, medizinische Versorgungszentren und Ärztenetzwerke.

Das Geschäftsfeld Pharmacy Information System (PIS) bietet administrativen und abrechnungstechnischen Softwareanwendungen für Apotheken.

Das Geschäftsfeld Hospital Information System (HIS) bietet klinische und verwaltungstechnische Lösungen für den stationären Bereich. Spezialisiert auf Gesundheitsleistungen über längeren Zeitraum in Sekundärpflegeeinrichtungen wie Akutkrankenhäusern, Rehabilitationszentren, sozialen Einrichtungen, Krankenhausnetzwerken und medizinischen Laboren.

Das Geschäftsfeld Consumer & Health Management Information System (CHS) adressiert Pharmaunternehmen, Krankenversicherungen, IT Gesellschaften im Gesundheitswesen, sowie Patienten und Verbraucher.

Über 45 % des Unternehmens sind im Besitz der Gründerfamilie.

Entwicklung und Ziele

Im Geschäftsjahr 2020 hat die Compugroup Medical AG im wesentlichen Erwerbe an den Firmen eMDs Gruppe (~115 Mio. € – USA) und der Cerner Corporation (~215 Mio. € – Deutschland und Spanien) vollzogen. Dazu haben Sie in den entsprechenden Holdings Kapitalerhöhungen durchgeführt, um den Erwerb der Beteiligungen zu vollziehen.

Für diese Maßnahmen hat das Unternehmen 5,3 Mio. Aktien zu einem Preis von 64,00 € platziert und eine Kapitalsumme von 341 Mio. € eingesammelt. Die Aktien stammen aus vorhandenen Aktien des Unternehmens und rund 500 000 neu ausgegebener Aktien durch Erhöhung des Grundkapitals. Weiterhin hat das Unternehmen zum 31. Dezember 2020 Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten in Höhe von 493 Mio. € aufgenommen.

Einen immateriellen Vermögenswert, welchen sich die Compugroup Medical AG in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, ist das SAP-Einführungsprojekt „OneGroup“. Dahinter verstecken sich organisatorische und prozessbezogene Verbesserungen, welche zur Verbesserung und Vereinheitlichung aller Strukturen und Rollen im Unternehmen beitragen soll.

Unternehmenszahlen

Umsatz837 Mio. €
Marktkapitalisiserung3,89 Mrd. €
Gewinn vor Steuern / je Aktie214 Mio. € / 1,40 €
Eigenkapitalquote41 %
Verbindlichkeiten479 Mio. €
Dividende/-rendite0,50 € / 0,6 %
Ausschüttungsquote35 %
Investitionen 2020 / 2019457 Mio. € / 139 Mio. €
Stand April 2021 – Zahlen für 2020

Die hohen Investitionen wurden größtenteils zu Unternehmenserwerb genutzt. Für Erwerb hat die Compugroup Medical AG 2020 397 Mio. € und 2019 95 Mio. € ausgegeben.

Wie in der nachfolgenden Tabelle dargestellt haben wir es mit einem stetig wachsendem Unternehmen zu tun.

GeschäftsjahrUmsatz / Mio. €Ergebnis vor Steuern /Mio. €Gewinn je AktieEigenkapital / Mio. €
20208371101,40639
20197461081,35259
20187171291,86271
2017582660,63234
2016560741,00218
2015543620,77192
2014515440,53185
2013459350,48178
2012450300,62168
2011397100,19179
2010312170,33183
Umsatz und Ergebnis von Comugroup Medical AG seit 2010

Die Zahlen können bis 2002 teilweise nachvollzogen werden. Seit 2002 wurden immer Gewinne ausgewiesen.

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Seit 2010 haben wir ein durchschnittliches Gewinnwachstum (je Aktie) von ungefähr 15 % p.a. Entsprechend ergibt sich ein Fair Value nach Peter Lynch von 22 bis 30 € je Aktie.

Das Unternehmen plant in 2021 über 1 Mrd. € Umsatz zu machen, was durch den Erwerb der Unternehmen in 2020 in greifbare Nähe rückt.

Compugroup Medical hat in den vergangenen Jahren erfolgreich gezeigt, dass das Unternehmen im Ausland weiter wachsen kann und den Gewinn konstant mit dem Unternehmenswachstum steigern kann.

Es ist vorstellbar, dass Compugroup Medical AG das Wachstum in den nächsten Jahren fortsetzen kann. Die Aufnahme der hohen Kreditverbindlichkeiten und die starke Erhöhung der Eigenkapitalquote in 2020 sind für das Unternehmen eine neue Strategie. Wie sich das auszahlen wird, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

Risiken/Chancen und Fazit

Das Unternehmen Compugroup Medical AG hat einen interessanten Burggraben aufgebaut. Eine Art SAP im Gesundheitswesen, welches sich auf den Endkunden wie eine Praxis, Pharmazie oder ein Krankenhaus spezialisiert hat.Ein Unternehmen, welches bis dato alle Daten mit Compugroup Medical AG gemanagt hat, wird sich sehr schwertun auf einen Konkurrenten einzulassen und diese Umstrukturierung zu stemmen.

Die CGM Group hat eine Marge von soliden 26 % über das gesamte Portfolio und die Gewinnsteigerungen sowie die Historie ist beeindruckend. Das Unternehmen weist seit 18 Jahren steigende Gewinne und ein solides Umsatzwachstum aus.

Das Unternehmen befindet sich in einer interessanten Nische, in der Fachwissen der Medizin sowie dem Ablauf von Krankheitsverläufen und dem Arbeitsablauf von Ärzten und Krankenhäusern notwendig ist. Dies ist kombiniert mit der Softwaretechnologie. Zusätzlich ist das Unternehmen in einem zahlungskräftigen Umfeld vertreten (Bereich der Pharmazie und der Medizin).

Das Unternehmen befindet sich in fester Hand der Familie. Im Sinne Nassim Talebs haben wir ein „Skin in the Game“ vorliegen.

Das Unternehmen hat in Summe über 110 Beteiligungen weltweit aufgebaut. Viele liegen in Europa und USA. Hier liegt eine komplexe geschachtelte Struktur von Beteiligungen, direkten und indirekten Tochterunternehmen vor. Die einzelnen Zahlen der jeweiligen Unternehmen sind nicht nachvollziehbar und die komplexe Struktur lässt einen schwierig nachvollziehen, wie und wo Finanzflüsse zwischen den Gesellschaften ablaufen und warum. Des Weiteren kann man von einem hohen bürokratischen Aufwand ausgehen, die Buchungen und die finanziellen Zusammenhänge abzuspielen und richtig einzusetzen.

Das Unternehmen hat im Jahr 2020 hohe Summen für den Erwerb von Unternehmensanteilen, als auch einen hohen Kredit aufgenommen. Dies wurde verknüpft mit der Ausgabe von Aktien zur Herstellung von Liquidität als auch der Erhöhung der Eigenkapitalquote. Die Anzahl der Mitarbeiter ist dadurch sprunghaft angestiegen und im kommenden Jahr ist mit einer hohen Umsatzsteigerung zu rechnen. Wie sich die Unternehmen aber integrieren lassen, wie sich die Verbindlichkeiten und neuen Unternehmen auf die Gewinne ausdrücken, ob der „Good Will“-Aufschlag berechtigt war, ob die Gewinn-Marge gehalten werden kann, kann heute noch nicht gesagt werden.

Das Unternehmen ist mit einem KGV von 35 bis 40 aktuell sehr hoch bewertet. Die Komplexität der Unternehmensstruktur als auch die hohen Finanzflüsse im Jahr 2020 schrecken mich persönlich von einem Investment aktuell ab. Ich denke aber, man sollte das Unternehmen auf dem Schirm haben und in den kommenden Jahren schauen, wo sich die Reise hin entwickelt.

Bernd

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