Die Druckerpresse der EZB. Inflationsgefahr?

Die Druckerpresse der EZB. Inflationsgefahr?

Euro

Die Europäische Zentralbank hat in der Corona Krise die Geldmenge extrem ausgeweitet. Wo fließt das Geld hin, wie beeinflusst das den Markt und was kann das für die Zukunft bedeuten? Ein paar Informationen zur aktuellen Lage in Europa – Inflation, Verschuldung der Staaten, Geldmengenentwicklung.

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Wie viel Geld drückt die EZB wegen Corona in den Markt?

ProgrammStand Dez. 2020geplante Ausweitung
PEPP (03/20 . 03/22)1350 Mrd €+ 500 Mrd €
TLTRO III (06/20 – 06/21)1308 Mrd €+?
APP (03/20 – 12/20)120 Mrd €+?
PELTRO (05/20 – 09/21)27 Mrd €+?
Summe2805 Mrd €
EZB Geldmaßnahmen

In der Tabelle finden wir die großen EZB Maßnahmen. Das PEPP ist ein spezielles Pandemie-Notfallankaufprogramm. „Bei dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (…) handelt es sich um ein zeitlich befristetes Ankaufprogramm für Anleihen öffentlicher und privater Schuldner.“-Bundesbank) Beim TLTRO III handelt es sich um langfristige Refinanzierungsgeschäfte um („(…) einen Anreiz für Banken zu setzen, das aktuelle Niveau der Bankkreditvergabe aufrechtzuerhalten, (…)“ – Bundesbank). Das APP ist ein Ankaufprogramm von Anleihen von Zentralstaaten und europäischen Institutionen. Das PELTRO ist ein pandemiebedingtes Hilfsprogramm zur längerfristigen Liquiditätsabsicherung „(…) um das Funktionieren der Geldmärkte sicherzustellen“ (Bundesbank).

Eine geplante Ausweitung durch die EZB ist angesetzt, allerdings sind keine Angaben über deren Größe und Zeit bekannt.

Wir sehen also eine Ausweitung der Zentralbankgeldmenge von über 3000 Mrd €.

Wie viel Zentralbankgeld ist im Markt? Welchen Einfluss hat die Ausweitung der Geldmenge?

Quelle: EZB, ab 01/21 eine Schätzung

Nach aktuellem Stand der EZB haben wir eine M0-Geldmenge von 4,9 Billionen € im Markt. Es wird ein Anstieg der Geldmenge auf bis zu 6 Billion € zur Mitte des Jahres erwartet, wobei durch die zusätzliche Ausweitung eine Ausweitung auf 7 Billionen € bis 2022 gerechnet wird (Annahme von Hans Werner Sinn). Vor der Corona Krise hatten wir eine Zentralbankgeldmenge von 3,1-3,2 Billionen €.

Wir sprechen von einer Verdopplung der Zentralbankgeldmenge in einer Zeit von etwas mehr als einem Jahr!

Im Vergleich dazu hat sich die Geldmenge M0 in der Finanzkrise von August 2007 bis zur Lehman-Pleite im September 2008 von 800 Mrd € auf 1200 Mrd € erhöht.

Warum sehen wir keine Inflation im Markt?

Wir sehen nach Angabe der EZB sogar aktuell Deflation im Euroraum, obwohl sich die Zentralbankgeldmenge so stark vermehrt hat. Wie kann das sein?

Im Wesentlichen scheint es zwei Gründe zu geben.

Zum einem muss man Bedenken, dass die Zentralbankgeldmenge nur einen Teil der Gesamtgeldmenge beschreibt. Die Geldmengen M1, M2 und M3 korrelieren mit der Geldmenge M0. Ein stärkerer Anstieg des Zentralbankgeldes M0 führt auch zu einem stärkerem Anstieg der Geldmengen M1-M3. Jedoch ist dieser Anstieg im Verhältnis wesentlich langsamer. Hinzu kommt, dass die Geldmenge M3 mit ~ 13,5 Bio € noch ein gutes Stück größer ist als M0.

Die zweite Arbeitshypothese lautet, dass wir uns in eine Liquiditätsfalle bewegen. Die Liquiditätsfalle ist wie im nachstehendem Bild aus dem Vortrag Herrn H. W. Sinn gut nachvollziehbar. In einem funktionierendem Geldkreislauf ist das Geld in Bewegung, es wird direkt konsumiert, es fließt als Steuern an den Staat oder in private Ersparnisse. Wenn es in private Ersparnisse fließt, kann es durch Private wieder investiert werden. Der Staat kann neben Steuern auch Schulden auf die Bevölkerung aufbauen, um Staatsausgaben zu tätigen. In einer funktionierenden Wirtschaft bleibt das Geld in Bewegung.

Quelle: Hans Werner Sinn

Keynes wichtige Erkenntniss war, dass es eine Horte gibt, in welcher sich Geld ansammeln kann oder aus der Geld ausgegeben werden kann. Diese führt zu kurzfristigen Zyklen.

Warum bleibt Geld in der Horte?

Wenn es wenig gute Investitionsmöglichkeiten gibt, wenn es keine Zinsen gibt oder sogar negative Zinsen gibt, dann gibt es wenig Anreize Geld auszugeben. Das sich im Fluss befindende Geld reduziert sich … die Ware Geld wird knapper und es kommt zur Deflation. In unserem Fall stiege die Geldmenge der Horte an und die Liquiditätsfalle beginnt. Das Zentralbank, welches aktuell in den Markt fließt, landet also auch nach wenigen Umläufen wieder in der Horte.

Fazit – Anregungen

Wenn sich die Liquiditätsfalle entspannt, die Zinsen ziehen an und der Konsum steigt, dann kann die stark erhöhte Geldmenge zu starker Inflation führen. Des Weiteren sollte man die Inflation genauer untersuchen. Destatis veröffentlicht Verbraucherpreisindexe und auch das Wägungsschema (Zusammensetzung zur Inflationsberechnung). Bei einigen Verbraucherwerten haben wir seit März einen starken Bruch des bis dahin bestehenden langfristigen Trends. Genauso sollten Vermögenswerte im Detail untersucht werden.

Die durchschnittliche Verschuldung aller Mitgliedsstaaten gemessen am BIP hat zugelegt. Dies hängt mit volkswirtschaftlichen Einbußen, aber auch der Verschuldung der Staaten während Corona zusammen. Die Verschuldung für einige Länder im Jahr 2020 wurde geschätzt und in der aktuellen Statistik eingearbeitet. (Quelle: EZB + Verschuldungszunahme 2020)

Ehemalige EZB Goveneros, Präsidenten und Deputys haben im Oktober ein kritisches Memorandum über die EZB Geldvermehrung verfasst (nachzulesen in FAZ u. ä.). Sie prangern an, dass die EZB durch Ihre Politik zu extrem niedrigen Zinsen im Anleihenmarkt beiträgt (10-jährige-Griechenland-Anleihe ist mit 10-jähriger-US-Anleihe vergleichbar!!). Zum einen ist das nicht die Aufgabe der EZB, die Finanzierung der Staaten zu sichern. Zum anderen ist das eine extreme Verzerrung des Marktes. Dies ist vor allem ein Problem für Kleinsparer und welche, die mündelsicher anlegen müssen – Institute, Pensionskassen, z.T Versicherungen.

Bernd

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